Quantcast
Channel: Historie Archives | Medienjournal

Review: Jackie – Die First Lady (Film)

$
0
0

Heute hole ich mal wieder ein sicherlich weithin bekanntes Werk nach, das ich bislang vor mir hergeschoben und letztlich sehr genossen habe.

Jackie
Die First Lady

Jackie, CL/FR/USA/HK 2016, 100 Min.

Jackie - Die First Lady | © LEONINE
© LEONINE

Regisseur:
Pablo Larraín
Autor:
Noah Oppenheim

Main-Cast:
Natalie Portman (Jackie Kennedy)
in weiteren Rollen:
Peter Sarsgaard (Bobby Kennedy)
Greta Gerwig (Nancy Tuckerman)
Billy Crudup (The Journalist)
John Hurt (The Priest)

Genre:
Biografie | Drama | Historie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Jackie - Die First Lady | © LEONINE
© LEONINE

Eine Woche nach dem Attentat auf US-Präsident John F. Kennedy am 22. November 1963 in Dallas stattet ein Reporter der jüngst zur Witwe gewordenen Ex-First-Lady Jacqueline Kennedy einen Besuch ab, um sie zu den Ereignissen zu interviewen. Hierbei erinnert sie sich nicht nur an das Attentat, sondern auch ihre Rückkehr ins Weiße Haus, an die Vorbereitungen zur Beerdigung ihres Ehemannes und die damit verbundenen internen Querelen und natürlich die groß angelegte Trauerfeier auf dem Nationalfriedhof Arlington. Fernab der umwälzenden Ereignisse wird allerdings auch thematisiert, wie "Jackie" ein Jahr zuvor als Präsidentengattin im Rahmen der CBS-Produktion A Tour Of The White House das amerikanische TV-Publikum einlud, hinter die Mauern des berühmten Amts- und Regierungssitzes zu blicken. Eine Zeit, die mit dem Dahinscheiden ihres Mannes entfernter wirkt denn je…

Rezension:

Lange habe ich Jackie – Die First Lady vor mir hergeschoben, sowohl was den Erwerb als auch das eigentliche Ansehen angeht, doch nachdem die Blu-ray nun ein gutes Jahr daheim geruht hat, fand sich zumindest mit den US-Präsidentschaftswahlen jüngst eine thematische Koinzidenz, um dem Film nun endlich die verdiente Aufmerksamkeit zu widmen. Und der hat es wahrlich in sich, wenn auch nicht für jene, die sich ein umfassendes Biopic der First Lady erhoffen würden, denn tatsächlich fokussiert der auf mehreren Zeitebenen erzählte Film beinahe ausschließlich auf die Zeit des Kennedy-Attentats und die hieran anschließenden Tage, wobei in diesem Zusammenhang einzig die akkurat und detailverliebt nachgebildeten Dreharbeiten und Auszüge aus der TV-Produktion A Tour Of The White House aus dem Rahmen fallen. Eigentliche Rahmenhandlung aber ist ein Interview, welches Jacqueline Kennedy eine Woche nach den Ereignissen in Dallas einem – hier namenlos bleibenden – Journalisten gibt und das ohne Frage angelehnt sein dürfte an das Interview mit Reporter Theodore H. White vom Life Magazine.

Szenenbild aus Jackie - Die First Lady | © LEONINE
© LEONINE

Dieser erzählerische Rahmen ist es auch, in dem sich Regisseur Pablo Larraín in seinem englischsprachigen Debüt-Film die meisten Freiheiten herausnehmen kann, denn immer wieder bricht die Fassade der betont sprechenden, ihre Worte wohlweislich wählenden Frau und sie offenbart Einblicke in ihr Gefühlsleben, die traumatische Natur des Erlebten und die Verbitterung darüber, wie sie um Art und Umfang des Staatsbegräbnisses zu kämpfen und binnen weniger Tage die Zelte im Weißen Haus abzubrechen hatte. So entwaffnend und eindrücklich diese Schilderungen aber sein mögen, werden sie natürlich wie stets begleitet von dem Hinweis, dass Jackie niemals die Erlaubnis erteilen würde, dass derlei gedruckt würde, was sicher auch einer der Gründe ist, weshalb man den von Billy Crudup (Gypsy) verkörperten Journalisten durch seine Namenslosigkeit zumindest teilfiktionalisiert hat. Dennoch ist es eine elegante Herangehensweise, die Ereignisse von diesem Interview ausgehend aufzurollen und so verweigert sich Jackie auch größtenteils einer klassischen Dramaturgie, wenn sich das Jetzt des Interviews mit den noch frischen und verstörenden Erinnerungen an das Attentat und die Zeit danach verschachtelt und verschränkt, während die fragmentarischen Einschübe der TV-Doku nicht nur durch ihr grobkörniges Schwarz-Weiß wie aus einer anderen Epoche wirken, faktisch aber kaum ein Jahr zurückliegen.

Dabei gelingt Larraín ein Porträt, das gerade deshalb so spannend und gelungen wirkt, weil es tatsächlich gar nicht versucht, ein Porträt zu sein. Mit einer Wertung hält er – und mit ihm Drehbuchautor Noah Oppenheim – sich angenehm zurück, zeigt, statt zu diktieren, dokumentiert, statt zu urteilen und punktet natürlich allein schon in inszenatorischer Hinsicht in allen Belangen, denn jedem Part der Handlung ist ein eigener Stil zu eigen, so dass man schon allein anhand der Optik erkennen dürfte, "wann" man sich gerade befindet. Die nachgestellten Archivaufnahmen sind dabei natürlich noch einmal von besonderer Güte, zeigen vor allem aber auf, wie sehr sich Natalie Portman (Auslöschung) in einer ihrer wohl denkwürdigsten und bemerkenswertesten Performances in der Rolle der Jacqueline Kennedy versenkt, gleichwohl böse Zungen behaupten, ihr Schauspiel wirke hier gekünstelt und affektiert. Nicht nur die äußere Ähnlichkeit aber ist frappant, auch die übermittelten Emotionen, ob unterdrückt oder hervorbrechend, gehen einem durch Mark und Bein, wobei sich hier Kameramann Stéphane Fontaine noch des Kniffs bedient, oft und gerne extrem nah an Portmans – und damit Jackies – Gesicht zu kleben, was in selbst menschenreichen Szenen eine Intimität schafft, die ihresgleichen sucht.

Szenenbild aus Jackie - Die First Lady | © LEONINE
© LEONINE

Entsprechend geht es zwar vorrangig um die namensgebende Jackie, doch fernab der politischen Bedeutung, dem erst später herangereiften Mythos um das Kennedy-Attentat und der medialen Aufmerksamkeit behandelt Larraín im Grunde universelle Themen, die von der Trauer und deren Bewältigung künden, dem Gefühl der Verlorenheit und Einsamkeit, der Ohnmacht gegenüber dem Unabänderlichen und nicht zuletzt der Vergänglichkeit von Macht. Denn einer der zentralen Konflikte beschäftigt sich eben auch damit, dass Jackie nach Kräften versucht, dem Andenken ihres Mannes gerecht zu werden, ihm ein Denkmal zu setzen, seinen Platz in der Geschichte zu festigen, während der eilends vereidigte Ersatzpräsident Lyndon B. Johnson und dessen Team davon nichts wissen wollen, was auch mit dem unverkennbar eklatanten Sicherheitsrisiko zusammenhängt, das die beabsichtigt pompöse Trauerfeier mit sich bringen würde. Und auch hier bleibt offen, ob Jackie dies ihrem Mann zuliebe verfolgt oder ob niedere Beweggründe sie antreiben, doch Fakt ist, dass Regisseur Pablo Larraín ein beispielloses Porträt abliefert, das die Geschichte von einer ungekannten und ungeahnt emotionalen Warte aus betrachtet, derweil Portman im Zusammenspiel mit überraschend zurückgenommen agierenden Schauspielern wie etwa Peter Sarsgaard (Black Mass) oder John Hurt (Only Lovers Left Alive) nur umso heller strahlt.

Fazit & Wertung:

Pablo Larraín verweigert sich in Jackie – Die First Lady den meisten gängigen Biopic-Gepflogenheiten und liefert gerade deshalb ein beeindruckend inszeniertes und gespieltes Porträt ab, das Natalie Portman zu beeindruckender Performance treibt. Die ineinander verschachtelte Erzählweise und der starke Fokus auf lediglich wenige Tage im Leben der First Lady sind dabei als große Stärken zu betrachten, könnten allerdings genau die Dinge sein, aufgrund derer der Film bei manchem durchfallen wird.

8,5 von 10 Momenten der ohnmächtigen Trauer

Jackie – Die First Lady

  • Momente der ohnmächtigen Trauer - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Pablo Larraín verweigert sich in Jackie – Die First Lady den meisten gängigen Biopic-Gepflogenheiten und liefert gerade deshalb ein beeindruckend inszeniertes und gespieltes Porträt ab, das Natalie Portman zu beeindruckender Performance treibt. Die ineinander verschachtelte Erzählweise und der starke Fokus auf lediglich wenige Tage im Leben der First Lady sind dabei als große Stärken zu betrachten, könnten allerdings genau die Dinge sein, aufgrund derer der Film bei manchem durchfallen wird.

8.5/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

Jackie – Die First Lady ist am 09.06.17 auf DVD und Blu-ray bei LEONINE erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

The post Review: Jackie – Die First Lady (Film) appeared first on Medienjournal.


Review: Edison – Ein Leben voller Licht (Film)

$
0
0

Nun, heute leider weder ein Highlight von Film, noch etwas sonderlich aktuelles, wenn man berücksichtigt, dass der bereits 2017 gedreht worden ist. Dafür aber gibt es ihn exakt seit heute im lokalen Handel, womit ihm auch der Freitags-Slot auf dem Blog gegönnt sein soll.

Edison
Ein Leben voller Licht

The Current War, USA/RU/UK 2017, 108 Min.

Edison - Ein Leben voller Licht | © LEONINE
© LEONINE

Regisseur:
Alfonso Gomez-Rejon
Autor:
Michael Mitnick

Main-Cast:
Benedict Cumberbatch (Thomas Alva Edison)
Michael Shannon (George Westinghouse)
Nicholas Hoult (Nikola Tesla)
in weiteren Rollen:
Katherine Waterston (Marguerite Westinghouse)
Tom Holland (Samuel Insull)
Tuppence Middleton (Mary Edison)
Matthew Macfadyen (J.P. Morgan)

Genre:
Biografie | Drama | Historie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Edison - Ein Leben voller Licht | © LEONINE
© LEONINE

Im Jahre 1880 gelingt dem Wissenschaftler und Erfinder Thomas Edison der Durchbruch, eine Glühbirne zu konstruieren, die tatsächlich länger als für ein paar Minuten zu leuchten imstande ist. Dennoch ist es für ihn ein steter Kampf den Bankier und Geldgeber J.P. Morgan bei Laune zu halten und von dem Potential seiner Erfindung zu überzeugen, denn er plant, ganze Häuserblocks in Manhattan mit elektrischem Licht auszustatten. Anders sieht es beim Unternehmer George Westinghouse aus, der schnell Feuer und Flamme für das Projekt ist, doch nachdem Edison ihn verprellt, tritt er in direkte Konkurrenz zu dessen Glühbirnen und Stromversorgung. Wo Edison auf Gleichstrom setzt, nutzt Westinghouse Wechselstrom, um weitaus größere Distanzen überwinden zu können. Edison warnt zwar vor den Gefahren von Wechselstrom, doch da Westinghouse‘ System nicht nur effizienter, sondern auch ungleich günstiger ist, entbrennt bald schon ein erbitterter Kampf um die Gunst einzelner Städte und Staaten der USA und verleitet beide Männer zunehmend, auch zu fragwürdigen Mitteln zu greifen, um die eigene Vormachtstellung auszubauen…

Rezension:

Das originär als The Current War vermarktete Projekt stand vom ersten Moment an unter keinem guten Stern und es ist einiges an Zeit ins Land gegangen, nachdem der Film erst aufgrund des Skandals um Harvey Weinstein unter die Räder geriet, um dann Ende 2019 in den amerikanischen Kinos aufzuschlagen und zu floppen, während den Kinostart hierzulande vergangenen Sommer nicht nur aufgrund der Corona-Pandemie kaum jemand mitbekommen haben dürfte. Dabei ist der Film mitnichten schlecht, aber eben auch längst nicht so einnehmend, wie man es sich von einem derart mit Stars gespickten Werk erwarten würde. Das liegt zu gleichen Teilen an falsch geschürten Erwartungen und einer oft nicht ganz glücklichen Inszenierung, denn beispielsweise Tesla bleibt hier im Grunde eine Randnotiz, obwohl der von niemand Geringerem als Nicholas Hoult (The Favourite) verkörpert wird, der seine Sache ausnehmend gut macht, das verschrobene Genie zu verkörpern. Hinzu kommt speziell im deutschsprachigen Raum der etwas irreführende Titel Edison – Ein Leben voller Licht, der suggeriert, es würde sich um ein Edison-Biopic handeln. Und natürlich steht der – unter anderem – im Fokus der Erzählung, sein Kontrahent Westinghouse aber ebenso, zumal es hier dann eben wirklich um die Vorherrschaft auf dem Beleuchtungssektor geht und eben nicht um Edisons Leben als solches.

Szenenbild aus Edison - Ein Leben voller Licht | © LEONINE
© LEONINE

Entsprechend umfasst der Film auch lediglich eine Zeitspanne von etwas mehr als einer Dekade und versucht sich daran, eine Art Duell-Situation zwischen Edison und Westinghouse zu etablieren, ohne dass die sich je an einem Ort befinden, was sich erst gegen Ende ändert, wenn es zu einem unerwarteten, aber eben auch gänzlich hinzugedichteten Treffen der beiden kommt. Auch wenn die Filme sonst nichts miteinander gemein haben, musste ich bei dieser Konstellation tatsächlich zuweilen an Maria Stuart denken, wo es sich ähnlich verhält mit der räumlichen Trennung, inszenatorisch aber weitaus eleganter gelöst worden ist. Dabei ist Inszenierung tatsächlich noch eine der großen Stärken von Edison, denn es gibt wirklich gelungene Kameraschwenks und CGI-Szenen zu bestaunen, gekonnten Einsatz von Fischaugenobjektiven und eine gerade zu Beginn angenehm schnittige Inszenierung mit Dialogen im Schlagabtausch, die Großes erwarten lassen. Leider aber versumpft das Geschehen dann doch schnell in einer gewissen fragmentarischen Belanglosigkeit und auch wenn es nicht unspannend ist, dem fernmündlichen Tauziehen der beiden Visionäre beizuwohnen, hätte man aus der Konstellation sicherlich noch mehr machen können.

Vor allem aber scheint Edison immer wieder der Fokus abhanden zu kommen, so dass vermeintlichen Nebenhandlungen über Gebühr Screentime eingeräumt wird, während eben eine Person wie Tesla lediglich mal hier, mal dort kurz in Erscheinung tritt. So nimmt das "Duell" zwischen Westinghouse und Edison zwar immer groteskere, skrupellosere Formen an, doch gewinnen die weiteren Charaktere darüber kaum an Profil, so dass neben Hoult die in Nebenrollen besetzten DarstellerInnen Tom Holland (The Devil All the Time), Tuppence Middleton (Black Mirror) oder auch Katherin Waterston (Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind) verschenkt wirken, wenn man von einzelnen starken Szenen absieht. Das verwundert gleich doppelt, denn der Regisseur soll die Zeit zwischen Entstehung und Veröffentlichung noch genutzt haben, um insbesondere mit Holland und Middleton Nachdrehs anzusetzen, um ihren Figuren mehr Tiefe zu verleihen, wovon aber im fertigen Film nichts zu merken ist. Besser ergeht es da den beiden Hauptdarstellern Benedict Cumberbatch (Sherlock) und Michael Shannon (Knives Out), die beide zu glänzen wissen und auch vorrangiger Grund sein dürften, dass man dem Film eventuell doch eine Chance gibt.

Szenenbild aus Edison - Ein Leben voller Licht | © LEONINE
© LEONINE

Denn echten Thrill, anschwellende Spannung, ausgefeilte Dramaturgie sucht man hierbei vergebens und alles dümpelt mehr vor sich hin, als dass es einen packt, auch wenn es wie erwähnt hübsch anzuschauen ist, wie man den "Stromkrieg" inszeniert hat. Zuletzt – und vielleicht am gravierendsten – fällt aber die quasi subjektive Geschichtswahrnehmung auf, mit der The Current War daherkommt, denn nicht ganz zu Unrecht wird kritisiert, welch untergeordnete Rolle Tesla spielt, während auch vieles rund um Edison und Westinghouse aufgebauscht worden ist, um dem Ganzen einen dramatischeren Anstrich zu verleihen. Überhaupt verwundert die Wahl dieses Stoffes in Bezug auf den Regisseur Alfonso Gomez-Rejon ungemein, denn schließlich hat der sich seine Meriten mit einem Horrorfilm – Warte, bis es dunkel wird – und einer Coming-of-Age-Story – Ich und Earl und das Mädchen – verdient, bevor er für dieses Projekt, das anscheinend weder Biopic noch Geschichtsstunde sein möchte, verpflichtet worden ist. Nicht unbedingt ein nachvollziehbarer nächster Schritt und leider auch keiner, der sich bezahlt macht. Oder, um es ganz platt anhand von Wertungs-Schemata auszudrücken: der Film ist sicherlich "ganz gut" (6 Punkte), aber leider nicht "sehenswert" (7 Punkte).

Fazit & Wertung:

Alfonso Gomez-Rejon widmet sich mit Edison – Ein Leben voller Licht einer durchaus spannenden Geschichte und Epoche, findet aber keine klare Linie für die Fehde zwischen Edison und Westinghouse und liefert eine mäßig mitreißende Aneinanderreihung von Tatsachen, die durch die fiktionalisierten Elemente und die stiefmütterliche Behandlung von Nikola Tesla noch verlieren. Immerhin inszenatorisch und in Sachen Besetzung gibt sich der Film aber keine Blöße und ist mitnichten der Totalausfall, als der er zuweilen gehandelt wird.

6 von 10 Grundsatzdiskussionen, ob Gleich- oder Wechselstrom

Edison – Ein Leben voller Licht

  • Grundsatzdiskussionen, ob Gleich- oder Wechselstrom - 6/10
    6/10

Fazit & Wertung:

Alfonso Gomez-Rejon widmet sich mit Edison – Ein Leben voller Licht einer durchaus spannenden Geschichte und Epoche, findet aber keine klare Linie für die Fehde zwischen Edison und Westinghouse und liefert eine mäßig mitreißende Aneinanderreihung von Tatsachen, die durch die fiktionalisierten Elemente und die stiefmütterliche Behandlung von Nikola Tesla noch verlieren. Immerhin inszenatorisch und in Sachen Besetzung gibt sich der Film aber keine Blöße und ist mitnichten der Totalausfall, als der er zuweilen gehandelt wird.

6.0/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

Edison – Ein Leben voller Licht ist am 27.11.2020 auf DVD und Blu-ray bei LEONINE/Concorde erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

The post Review: Edison – Ein Leben voller Licht (Film) appeared first on Medienjournal.

Review: Die Legion: Die Rom-Serie 10 | Simon Scarrow (Buch)

$
0
0

Heute hole ich mal eine lang vernachlässigte Buchreihe aus der Versenkung, die ich nun quasi neu für mich entdeckt und mir zumindest vorgenommen habe, hier baldmöglichst noch ein paar mehr Bände nachzuholen.

Die Legion
Die Rom-Serie 10

The Legion, UK 2010, 592 Seiten

Die Legion von Simon Scarrow | © Heyne
© Heyne

Autor:
Simon Scarrow
Übersetzerin:
Barbara Ostrop

Verlag (D):
Heyne Verlag
ISBN:
978-3-453-43620-6

Genre:
Historie | Action | Abenteuer

 

Inhalt:

Ägypten, Anno Domini 49: Von Kreta zurückgekehrt, sind Präfekt Cato und Centurio Macro noch immer auf Geheiß von Sepronius damit betraut, den flüchtigen Sklaven und Gladiator Ajax dingfest zu machen, doch schient der den beiden stets einen Schritt voraus und vermag sich in der Weitläufigkeit der Seewege Ägyptens gut vor den Römern zu verstecken, während er andernorts Angst und schrecken verbreitet. Nicht nur ist es Cato und Macro aber ein persönliches Anliegen, Ajax dingfest zu machen, nein, auch die Zeit sitzt ihnen im Nacken, denn der Statthalter von Alexandria spricht längst von einer Bedrohung durch die Nubier im Süden und liebäugelt damit, Cato und Macro ungeachtet ihrer ursprünglichen Befehle an die Front zu versetzen. Zunächst aber hoffen die beiden langjährigen Weggefährten, ihren Auftrag doch noch zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, bevor sie sich dieser neuen Gefahr zu stellen bereit sind…

Rezension:

Unfassbare viereinhalb Jahre ist es her, dass ich an der Seite von Cato und Macro gestanden und ihren Abenteuern und Missionen beigewohnt habe. Die Rede ist natürlich von der langlebigen wie erfolgreichen Rom-Serie von Simon Scarrow, die übrigens immer noch läuft und es im kommenden Jahr auf sagenhafte zwanzig Bände bringen wird. Gleich doppelt gut also, dass ich mich aufgerafft habe, nach dem doch etwas enttäuschenden letzten Teil Gladiator der Reihe mal wieder Aufmerksamkeit zu widmen. So habe ich nun mit Die Legion den zehnten Band der Serie nachgeholt und einerseits sozusagen Bergfest, andererseits tatsächlich wieder Blut geleckt, denn obwohl ich der Reihe so lange den Rücken gekehrt hatte, gelang es Scarrow binnen kurzer Zeit, mich wieder in die römische Antike zu entführen, wobei das nur halb stimmt, denn diesmal verschlägt es Cato und Macro nach Ägypten, wo sie dem immer noch flüchtigen Ajax auf den Fersen sind, der zuvor auf Kreta den (Sklaven-)Aufstand geprobt hat.

»Es ist ein Kriegsschiff, Herr. Und es ist auf dem Weg in die Bucht.« Der Optio überging den Sarkasmus seines Vorgesetzten und setzte seinen Bericht mit ausdrucksloser Stimme fort. So hielt er es, seit der Trierarch vor beinahe zwei Jahren das Kommando über den Vorposten übernommen hatte.

Und es wird abwechslungsreich auf den knapp 600 Seiten, so dass sich die Erzählung in mehrere, gleichsam spannende abschnitte gliedert, denn auch wenn die beiden Römer damit betraut sind, Ajax zur Strecke zu bringen, hat Ägypten – zu dieser Zeit ebenfalls fest in römischer Hand – ebenfalls mit eigenen Problemen zu kämpfen, denn die Nubier bedrohen die Grenzen. Je länger sich also die erfolglose Hetzjagd zieht, umso mehr zeichnet sich ab, dass die beiden hochdekorierten römischen Soldaten möglicherweise in Richtung grenze zwangsversetzt werden, um an vorderster Front dem neuen Gegner die Stirn zu bieten. Bezüglich Fortgang der Handlung möchte ich aber wie gewohnt gar nicht groß ins Detail gehen, doch kann man sich darauf einstellen, dass es natürlich zuweilen wieder merklich kampflastig wird, Scarrow sich aber auch sonst einiges einfallen lässt, damit es Macro und Cato nicht langweilig zu werden droht. Wie schon aus dem Vorgänger bekannt, werden hier zudem wieder einige Kapitel aus der Sicht von Widersacher Ajax geschildert, doch ist das eher die Ausnahme als die Regel.

Ansonsten baut auch diese Geschichte – vielleicht mehr noch als andere Bände – auf Vorangegangenem auf und versteht sich als direkte Fortsetzung des neunten Vertreters der Reihe, derweil man auch hier auf einen Großteil allenthalben in Erscheinung tretender Gestalten verzichten muss, die Cato und Macro sich nun einmal fernab der Heimat befinden und entsprechend kein Platz bleibt, beispielsweise Vespasian oder auch Julia in Erscheinung treten zu lassen, die Cato zuvor aus Ajax‘ Fängen befreit hat. Das macht insofern aber wenig, da Scarrow es auch hier wieder aufs Trefflichste versteht, mit lebendigen Schilderungen in eine ferne Zeit zu entführen und atmosphärisch beweist, dass es ihm längst zur Routine geworden ist, die Abenteuer seiner beiden Römer bildgewaltig zu schildern und zu inszenieren. Den im Nachwort erwähnten Umstand, dass ein Buch auch mehrere Reisen nach Ägypten unternommen hat – inklusive Reiseempfehlungen zu den Orten, an denen Cato und Macro in Die Legion anzutreffen sind, merkt man dem Geschriebenen dabei jederzeit an, derweil auch Barbara Ostrop mit der Übersetzung einen großartigen Job abliefert.

Der Offizier verließ den Gefechtsturm und schritt übers Deck. Seine Matrosen öffneten die Seitenpforte und schoben eine Laufbrücke auf den Pier hinaus. Eine Gruppe Marineinfanteristen hatte an Bord Aufstellung genommen, und der Offizier gab ihnen ein Zeichen, als er zum Pier hinüberging. Philipus schritt ihm mit ausgestreckter Hand entgegen, um ihn zu begrüßen.

So kann ich nun – insbesondere nach der langen Pause – guten Gewissens attestieren, dass die Rom-Serie auch in ihrem nunmehr zehnten Band nichts von ihrer Faszination und Qualität verloren hat, nachdem vorangegangener Band zwischenzeitlich anderes vermuten ließ. Es spricht auf alle Fälle für sich, dass ich direkt nach Beendigung der Lektüre nun auch Die Garde geordert habe und mitnichten gedenke, wieder mehrere Jahre ins Land streichen zu lassen, zumal auch der nächste – hier bereits gegen Ende wieder angedeutete – Auftrag für Cato und Macro erneut spannend zu werden verspricht. Bis dahin aber erst einmal eine unbedingte Empfehlung für Die Legion, die mit abwechslungsreicher, hochspannender Handlung, wechselnden Schauplätzen und blutigen Schlachten überzeugt. Darüber hinaus funktioniert auch hier das Wechselspiel zwischen dem aufbrausenden und eher forschen Macro und dem taktisch versierten , vorausschauend planenden Cato wieder hervorragend, zumal sich die beiden erst einmal damit arrangieren müssen, dass das Machtgefälle zwischen ihnen sich signifikant verschoben hat, seit Cato vorläufig zum Präfekten ernannt worden ist. Wie der sich gegenüber weitaus dienstälteren Römern allerdings wird behaupten können, solltet ihr am besten selbst nachlesen.

Fazit & Wertung:

Mit Die Legion, dem zehnten Band der Rom-Serie, finden Simon Scarrow und seine historische Reihe um die Römer Cato und Macro wieder zu alter Stärke und Größe zurück. Auf beinahe 600 Seiten entfaltet sich dementsprechend eine abwechslungsreiche, vielschichtige und stets hochspannende Story, an deren Ende man den nächsten Band kaum wird erwarten können.

8,5 von 10 Lektionen für den jungen Präfekten

Die Legion: Die Rom-Serie 10

  • Lektionrn für den jungen Präfekten - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Mit Die Legion, dem zehnten Band der Rom-Serie, finden Simon Scarrow und seine historische Reihe um die Römer Cato und Macro wieder zu alter Stärke und Größe zurück. Auf beinahe 600 Seiten entfaltet sich dementsprechend eine abwechslungsreiche, vielschichtige und stets hochspannende Story, an deren Ende man den nächsten Band kaum wird erwarten können.

8.5/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Heyne. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

– – –

Die Legion ist am 12.02.12 bei Heyne erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!


The post Review: Die Legion: Die Rom-Serie 10 | Simon Scarrow (Buch) appeared first on Medienjournal.

Review: Peaky Blinders – Gangs of Birmingham | Staffel 2 (Serie)

$
0
0

Heute kredenze ich dann mal meine Ausführungen zu einer vor rund sechs Monaten von mir begonnenen Ausnahmeserie, die zwar die meisten sicherlich schon kennen (und lieben) dürften, die man aber auch nicht oft und eindringlich genug empfehlen kann.

Peaky Blinders
Gangs of Birmingham
Staffel 2

Peaky Blinders, UK 2013-, ca. 58 Min. je Folge

Peaky Blinders - Gangs of Birmingham | © Koch Media
© Koch Media

Serienschöpfer:
Stephen Knight

Regisseur:
Colm McCarthy
Autor:
Stephen Knight

Main-Cast:
Cillian Murphy (Thomas Shelby)
Sam Neill (Inspector Chester Campbell)
Helen McCrory (Aunt Polly)
Paul Anderson (Arthur Shelby)
Annabelle Wallis (Grace Burgess)
Sophie Rundle (Ada Shelby)
Joe Cole (John Shelby)
Charlotte Riley (May Carleton)
Ned Dennehy (Charlie Strong)
Finn Cole (Michael Gray)
Natasha O’Keeffe (Lizzie Stark)
Noah Taylor (Darby Sabini)
Tom Hardy (Alfie Solomons)

Genre:
Krimi | Drama | Historie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Peaky Blinders - Gangs of Birmingham | © BBC
© BBC

Zwei Jahre sind vergangen und noch immer versuchen die Peaky Blinders, ihren Einfluss über Birmingham hinaus auszudehnen und strecken ihre Fühler nunmehr gen London. Um sich gegenüber dem einflussreichen italienischen Wettbürobetreiber Darby Sabini behaupten zu können, strebt Tommy Shelby ein Bündnis mit dem Schwarzbrenner Alfie Solomons an. Doch Tommy hat auch Probleme ganz anderer Art, denn sein alter Widersacher Campbell will ihn dazu zwingen, ein Attentat auf einen hohen Militär durchzuführen, derweil Tommy ihm aus naheliegenden Gründen gründlich misstraut. Doch auch die anderen Shelbys haben ihre Päckchen zu tragen und noch immer leidet Arthur unter seinen gewalttätigen Aussetzern, die ihn zunehmend unhaltbar für die Blinders machen, während Polly ihren Kindern nachtrauert, die ihr vor Jahren entrissen wurden und deren Schicksal sie nun beschäftigt, nachdem sie geträumt hat, ihre Tochter wäre umgekommen. Natürlich nimmt sich Tommy auch dieser Probleme an, benötigt allerdings auch Zeit, einen Plan zu entwerfen, wie es ihm gelingen könnte, seine zahlreichen Kontrahenten gegeneinander auszuspielen, denn das Derby von Epsom rückt stetig näher und mit ihm das beauftragte Attentat wie auch die Entscheidung darüber, wer die Wettgeschäfte an der Pferderennbahn dominieren wird…

Rezension:

Nicht ganz ein halbes Jahr ist es her, dass auch ich mich endlich an die vielgepriesene, hochgelobte und ungemein erfolgreiche BBC-Serie Peaky Blinders und deren erste Staffel gewagt habe. Allerorten lässt sich vernehmen, dass wer die erste Staffel mochte, die zweite lieben wird und dem kann ich mich nun tatsächlich anschließen. Einerseits wurde in den ersten sechs Episoden wichtige Vorarbeit geleistet und eine Vorstellung der Figuren und des Settings entfällt diesmal (logischerweise), andererseits entwickelt sich die Geschichte hier in erneut gerade einmal sechs Episoden in rasanter Geschwindigkeit und positioniert alte wie neue Kontrahenten, wobei man sich hierfür einiger namhafter Nebendarsteller versichern konnte, die das Geschehen noch einmal merklich aufwerten. Faszinierend vor allem, wie viele Eisen Familienoberhaupt Tommy Shelby auch diesmal wieder im Feuer hat, denn als wäre die Ausweitung des Einzugsgebiets nicht ein ausreichend ambitioniertes Ziel, schlägt sich Tommy eben auch mit allerhand familiären Problemen herum, ebenso wie Inspektor Campbell, der nun allerdings zum Major befördert worden ist.

Szenenbild aus Peaky Blinders - Gangs of Birmingham | © BBC
© BBC

In Sachen Story nimmt man sich also einiges vor und obiges sind nur die gröbsten Eckdaten dessen, was sich in der zweiten Staffel Peaky Blinders abspielen wird. Immens dicht geschilderte, überraschende und oft mitreißende sechs Episoden sind also garantiert, die nicht von ungefähr mit kaum unter einer Stunde Laufzeit auskommen. Dabei punktet die Serie auch in ihrem zweiten Jahr mehr denn je mit der opulenten Ausstattung, den großartigen Effekten, den fantastischen Kostümen, während bereits die erste Folge mit einem wortwörtlichen Knall eröffnet, der zunächst die Marschrichtung vorzugeben mag, bevor einerseits der Italiener Sabini – gewohnt eindringlich verkörpert von Noah Taylor (Powers) – und andererseits der jüdische Schwarzbrenner Alfie Solomons – großartig: Tom Hardy (Taboo) – die Bühne betreten und ebenfalls im Kräftemessen der Gangs und Gauner mitmischen. Nicht, dass nicht auch der in der ersten Staffel in Erscheinung getretene Billy Kimber überzeugt hätte, doch sind die von Taylor und Hardy verkörperten Individuen noch einmal eine ganz andere Hausnummer.

Fernab der ungemein ausgeklügelten Dramaturgie und den vielschichtigen Figuren, an deren Spitze sich hier wie gewohnt Cillian Murphy (Anna) als Tommy Shelby positioniert, der einmal mehr einen ungemein charismatischen und ambitionierten Gangster zum Besten gibt, dem hier mehr als nur ein paar Steine in den Weg gelegt werden, punktet Peaky Blinders aber auch im zweiten Jahr mit der fulminanten und einzigartigen Präsentation, die scheinbar mühelos auf Blockbuster-Niveau daherkommt und eine jede Episode wie einen dicht und durchgetaktet inszenierten Spielfilm wirken lässt. Da passen dann auch einmal mehr die anachronistischen Songs wie die Faust aufs Auge, wenn sich die Blinders eine ihrer häufigen Schlägereien liefern, eine Bar verwüsten oder Tommy sich schutzlos dem Feind ausgeliefert sieht, der auch hier – wie erwähnt – in mannigfaltiger Form daherkommt und mitnichten eindimensional oder austauschbar wirkt, was ja oft ein Problem ist, wenn man sich eines derart charismatischen Protagonisten versichert. Weiteres Alleinstellungsmerkmal der Show von Steven Knight (Im Netz der Versuchung) ist also auch diesmal wieder die regelrecht unerwartet namhafte Besetzung, zu der auch diesmal wieder Sam Neill (Wo die wilden Menschen jagen) als Campbell sowie Annabelle Wallis (Catch Me!) als Grace zählen (auch wenn zweitere zunächst durch Abwesenheit glänzt), während man ansonsten Neuzugang Finn Cole (Slaughterhouse Rulez) zu verbuchen hat, dem in den kommenden Staffeln sicherlich noch Großes beschieden sein wird.

Szenenbild aus Peaky Blinders - Gangs of Birmingham | © BBC
© BBC

Sieht man also einmal von sicherlich noch höher budgetierten HBO-Produktionen oder vergleichbarem ab, handelt es sich bei Peaky Blinders mehr denn je um eine beispiellose Anhäufung von talentierten Personen und kreativen Gesichtern, die aus der Geschichte das Beste herauszuholen vermögen und eben auch die zweite Staffel zu einem durchweg packenden Erlebnis machen, das nichts anderes vermag, als den Wunsch zu befeuern, baldmöglichst mit der dritten Staffel fortzufahren, was ich auch sicherlich in naher Zukunft in Angriff nehmen werde. Denn auch wenn man meinen würde, die skrupellosen und zuweilen jähzornigen Blinders würden nicht unbedingt als Identifikations- und Sympathiefiguren taugen, fesselt ihre Geschichte schon ungemein und es dürfte ein offenes, weil spürbares Geheimnis sein, dass Steven Knight hier durchaus mit Masterplan zu Werke geht und ziemlich genau weiß, mit welchen realhistorischen Ereignissen er die längst nicht mehr so bedeutungslose Gang aus Birmingham noch verknüpfen will. Wie sich das gehört, gibt es demnach auch einen zu erwartenden Cliffhanger zum Ende der Staffel, der – wenn er auch vergleichsweise mild ausfällt – Versprechungen beinhaltet, die – da besteht bei diesem Team kaum ein Zweifel – sicherlich in der dritten Staffel auch eingelöst werden.

Fazit & Wertung:

Mit der zweiten Staffel Peaky Blinders übertrumpfen sich Serienschöpfer Steven Knight und sämtliche Beteiligten noch einmal selbst und führen die Geschichte der Gang aus Birmingham ungebrochen packend und hochkarätig inszeniert fort, wobei hier Schauspieltalent, opulente Ausstattung und eine immens dichte Atmosphäre und Dramaturgie erneut Hand in Hand gehen.

9 von 10 gezückten Rasierklingen

Peaky Blinders | Staffel 2

  • Gezückte Rasierklingen - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Mit der zweiten Staffel Peaky Blinders übertrumpfen sich Serienschöpfer Steven Knight und sämtliche Beteiligten noch einmal selbst und führen die Geschichte der Gang aus Birmingham ungebrochen packend und hochkarätig inszeniert fort, wobei hier Schauspieltalent, opulente Ausstattung und eine immens dichte Atmosphäre und Dramaturgie erneut Hand in Hand gehen.

9.0/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

Episodenübersicht: Staffel 2

01. Gefährliche Allianzen (8,5/10)
02. Der verlorene Sohn (8,5/10)
03. Der Anschlag (9/10)
04. Ein riskanter Auftrag (8,5/10)
05. Der Ort des Geschehens (9/10)
06. Das Attentat (9/10)

 
– – –

Peaky Blinders – Gangs of Birmingham | Staffel 2 ist am 25.06.15 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Koch Media erschienen, unter anderem aber auch bei Netflix verfügbar. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

The post Review: Peaky Blinders – Gangs of Birmingham | Staffel 2 (Serie) appeared first on Medienjournal.

Review: Die Ausgrabung (Film)

$
0
0

Ein wenig später als üblich kommt hier nun noch meine Film-Kritik zum Wochenende und in der widme ich mich dem jüngst erschienenen Netflix-Film mit Carey Mulligan und Ralph Fiennes.

Die Ausgrabung

The Dig, UK 2021, 112 Min.

Die Ausgrabung | © Netflix
© Netflix

Regisseur:
Simon Stone
Autoren:
Moira Buffini (Drehbuch)
John Preston (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Carey Mulligan (Edith Pretty)
Ralph Fiennes (Basil Brown)
in weiteren Rollen:
Lily James (Peggy Piggott)
Johnny Flynn (Rory Lomax)
Ben Chaplin (Stuart Piggott)
Ken Stott (Charles Phillips)
Archie Barnes (Robert Pretty)
Monica Dolan (May Brown)

Genre:
Biografie | Drama | Historie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Die Ausgrabung | © Netflix
© Netflix

Im Jahre 1939 – kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges – glaubt die einsam, aber wohlhabend lebende Witwe Edith Pretty mehr aus einem Gefühl, einer Ahnung heraus, dass sich womöglich auf – beziehungsweise unter – den Hügeln ihrer Ländereien nahe der Küste von Suffolk archäologische Schätze verbergen könnten und so fasst sie sich eines Tages ein Herz, den sich selbst als Ausgräber bezeichnenden Basil Brown zu engagieren, um der Sache auf den Grund zu gehen. Gleichwohl es zu kleineren Unstimmigkeiten kommt, wo genau man mit den Grabungen beginnen sollte, ist ihre Beziehung vom ersten Moment an vom gegenseitigen Respekt und der gemeinsamen Neigung geprägt, der verschollen geglaubten Geschichte früherer Zeiten auf den Grund gehen zu wollen und tatsächlich trügt ihr Gefühl Pretty nicht und Brown macht bald erste Entdeckungen, die allerdings erst den Auftakt bilden zu einem spektakulären Fund, der noch Jahrzehnte später als Teil der Dauerausstellung im British Museum der geneigten Besucherschaft präsentiert werden wird und damit selbst die Gräuel des Zweiten Weltkrieges überdauern wird, ganz davon abgesehen, dass das zutage geförderte Grab bereits seit mehr als tausend Jahren seiner Entdeckung geharrt hat. Doch so spektakulär ihr gemeinsamer Fund auch sein mag, sehen sich Brown und Pretty als Protagonisten ihrer Geschichte schnell zu Statisten degradiert, als Scharen an Archäologen und Würdenträgern des Museums die Fundstelle zu bevölkern beginnen…

Rezension:

Allerorten ist zu lesen, dass Die Ausgrabung ein ausgemacht britischer Film sei und ja, das stimmt, wenn man dann eben nicht an die eigenwillige Exaltiertheit eines BBC-Doctor-Who denken mag, sondern eher an distinguierte Zurückhaltung, eine unaufgeregte Nonchalance, denn davon strotzt der Film tatsächlich, der mit seiner ruhigen, melancholischen Art trotzdem für sich einzunehmen weiß, gleichwohl auch einige vor den Kopf stoßen dürfte, denen es nicht groß, laut und episch genug ist. So ist dieses auf dem Recherche-Roman des Journalisten John Preston beruhende Drama auch weit weniger Historien-Abriss als vielmehr Charakter-Studie geworden, ein leiser Blick auf die Frage nach der Vergänglichkeit und dem Überdauern; Dinge, mit denen sich die beiden Protagonisten aus unterschiedlichen Blickwinkeln konfrontiert sehen. So ist es einerseits der autodidaktische Ausgräber Basil Brown, der hier die Chance sieht, den Fund seines Lebens zu machen, nicht etwa, um dadurch Berühmtheit zu erlangen, sondern aus tiefer Hingabe gegenüber den Geschichten, die uralte Fundstücke zu erzählen wissen, während sich andererseits die Witwe Edith Pretty mit der eigenen Endlichkeit konfrontiert sieht und stumm die unabwendbare Frage stellt, was von ihr bleiben wird, wenn sie nicht mehr ist.

Szenenbild aus Die Ausgrabung | © Netflix
© Netflix

Dabei steht außerfrage, dass aus solch leisen Zwischentönen und der allgemeinen Unaufgeregtheit kein reißerisches Werk im eigentlichen Sinne entstehen kann, doch fangen allein die Naturpanoramen, die oft pragmatisch und kurz gehaltenen Wortwechsel zwischen Brown und Pretty und nicht zuletzt die musikalische Untermalung eine beispiellos einnehmende Atmosphäre vor dem Hintergrund der unwirtlichen Hügel von Sutton Hoo nahe der Küste von Suffolk ein. Ein Clou, sich für das ungleiche Gespann zweier an der Archäologie interessierten Individuen der beiden ausgewiesenen Charakterdarsteller Carey Mulligan (Am grünen Rand der Welt) und Ralph Fiennes (A Bigger Splash) zu versichern, die genau dieses melancholische Gefühl der ländlichen Abgeschiedenheit vor dem Hintergrund des hereinbrechenden Kriegs – der für sich genommen schon als Allegorie für die Vergänglichkeit und Fragilität des Seins taugt – zu vermitteln wissen. Da mag man dann auch gern verzeihen, dass Mulligan mit Mitte dreißig eigentlich viel zu jung für die Rolle der über Fünfzigjährigen Witwe gewesen sein mag. Dennoch scheint auch Drehbuchautorin Moira Buffini – die bereits für die Drehbuchadaption zu Jane Eyre verantwortlich zeichnete – gedeucht zu haben, dass die Geschichte der beiden womöglich nicht reichen würde, einen Spielfilm damit zu füllen und so kommt es nach rund der Hälfte des Films zu einem überraschenden, wenn auch gleichermaßen unaufgeregten Paradigmenwechsel, wenn die Außenwelt sich in und um Sutton Hoo breitzumachen beginnt, was hier in Gestalt eines ganzen Archäologen-Teams geschieht, die Brown und Pretty sowohl dramaturgisch als auch erzählerisch ins Hintertreffen geraten lassen.

Dabei will ich nicht behaupten, dass diese zweite Filmhälfte schlecht wäre oder dem Werk nachhaltig schaden würde, zumal hier beispielsweise Lily James (Deine Juliet) als Peggy Piggott überhaupt erst zum Geschehen stößt, doch während sich Die Ausgrabung bis dahin selbstbewusst der eigens inszenierten Melancholie hingegeben hat, wird es hier erzählerisch weitaus generischer und auch merklich melodramatischer, denn wenn schon die Geschichte der beiden Hauptfiguren keine Romanze hergibt, muss man die eben anderweitig im Film unterbringen, dachte man wohl so bei sich, und bringt daher das unglückliche Ehepaar Piggott ins Spiel. Immerhin gibt es hier auch eine Verbindung zu den realen Geschehnissen dahingehend, dass es sich bei dem späteren Roman-Verfasser Preston um einen Neffen von Peggy Piggott gehandelt hat. Das macht allerdings weniger wett, dass man hier für die letzte Dreiviertelstunde ein ganzes Konsortium an neuen Figuren einführt, die natürlich der Natur der Sache nach nur unzureichend beziehungsweise selektiv ausgearbeitet werden können, was eben vorrangig für Peggy und deren Ehemann, den von Ben Chaplin (London Boulevard) verkörperten Stuart gilt, der weniger Augen für seine Frau als für die weitere (männliche) Belegschaft des Ausgrabungs-Teams hat.

Szenenbild aus Die Ausgrabung | © Netflix
© Netflix

Das macht aus Die Ausgrabung ein Stück weit ein zweischneidiges Schwert und ich hätte es durchaus begrüßt, wenn Tonfall und Inszenierung der Erzählung auch in der zweiten Hälfte dem eingangs präsentierten Flair gefolgt wären, auch wenn das hieße, Gefahr zu laufen, dass die Erzählung so womöglich kaum mehr als eine Stunde gedauert hätte. Nichtsdestotrotz folgt man dem Geschehen auch weiterhin bereitwillig – so man sich denn grundsätzlich mit der entschleunigten und beinahe betulichen, ein Stück weit farbentsättigten Form des Storytellings anfreunden kann – zumal natürlich die nach Sutton Hoo gelangenden Figuren auch auf der Meta-Ebene dazu beitragen, zu spüren, wie Brown und Pretty an den Rand dessen gedrängt werden, was sie selbst initiiert haben. Wenn denn dann nur nicht einige der Handlungsstränge so generisch und melodramatisch geraten wären, könnte man immer noch von einem ausgezeichneten Film sprechen, doch dem Umstand geschuldet, dass hier der eigentliche Fund mehr denn je ins Hintertreffen gerät und letztlich wie ein MacGuffin wirkt, um die Vertreter des British Museum nach Sutton Hoo zu locken, trübt das Gesamtbild dann schon ein wenig, auch wenn ich nicht behaupten könnte, dass dieses bewusst altmodisch, aber nie langweilig erzählte Drama mich zu irgendeinem Zeitpunkt wirklich enttäuscht hätte.

Fazit & Wertung:

Simon Stone adaptiert mit Die Ausgrabung den gleichnamigen, auf Tatsachen beruhenden Roman von John Preston, doch während er die eigentliche Story quasi wortgetreu umsetzt, reichert er sie mit insbesondere in der zweiten Hälfte mit dramaturgischem Freigeist an, was der bis dahin unumwunden überzeugenden Geschichte nicht immer gut tut, da hier doch einige Klischees bedient und melodramatische Momente heraufbeschworen werden, die es nicht gebraucht hätte, um aus diesem Historien-Abriss einen sehenswerten Film zu machen, der mit seiner melancholischen Grundnote und insbesondere dank Mulligan und Fiennes in den Hauptrollen schnell zu fesseln weiß.

7,5 von 10 archäologischen Funden aus längst vergangener Zeit

Die Ausgrabung

  • Archäologische Funde aus längst vergangener Zeit - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Simon Stone adaptiert mit Die Ausgrabung den gleichnamigen, auf Tatsachen beruhenden Roman von John Preston, doch während er die eigentliche Story quasi wortgetreu umsetzt, reichert er sie mit insbesondere in der zweiten Hälfte mit dramaturgischem Freigeist an, was der bis dahin unumwunden überzeugenden Geschichte nicht immer gut tut, da hier doch einige Klischees bedient und melodramatische Momente heraufbeschworen werden, die es nicht gebraucht hätte, um aus diesem Historien-Abriss einen sehenswerten Film zu machen, der mit seiner melancholischen Grundnote und insbesondere dank Mulligan und Fiennes in den Hauptrollen schnell zu fesseln weiß.

7.5/10
Leser-Wertung 9/10 (1 Stimme)
Sende

Die Ausgrabung ist seit dem 29.01.21 exklusiv bei Netflix verfügbar.

vgw

The post Review: Die Ausgrabung (Film) appeared first on Medienjournal.

Review: Die Garde: Die Rom-Serie 11 | Simon Scarrow (Buch)

$
0
0

Diese Woche wird es mal wieder historisch, denn nachdem ich mich letztens neu für die langlebige Rom-Serie erwärmen und begeistern konnte, widme ich mich langsam aber sicher mal den noch ausstehenden Bänden.

Die Garde
Die Rom-Serie 11

Praetorian, UK 2011, 544 Seiten

Die Garde von Simon Scarrow | © Heyne
© Heyne

Autor:
Simon Scarrow
Übersetzer:
Norbert Stöbe

Verlag (D):
Heyne Verlag
ISBN:
978-3-453-43621-3

Genre:
Historie | Action | Abenteuer

 

Inhalt:

Bevor sie in der Hafenstadt eintrafen, hatten Macro und Cato in Ägypten gedient, wo Cato gezwungen gewesen war, das Kommando über ein letztes Aufgebot von Soldaten zu übernehmen, um einen Angriff der Nubier zurückzuschlagen.

Rom, Anno Domini 50: Der kaiserliche Berater Narcissus vermutet ein Komplott gegen Kaiser Claudius und hat die Liberatoren in Verdacht, selbst die Prätorianergarde mittlerweile unterwandert zu haben und nichts weniger im Sinn zu haben, als den Herrscher Roms zu ermorden. Um der Sache auf den Grund zu gehen, zwingt er ein weiteres Mal die römischen Legionäre Macro und Cato in seine Dienste und beauftragt sie, sich in die Reihen der Prätorianer zu mischen und dabei Augen und Ohren offenzuhalten. Nun sind die beiden schlachterprobten Veteranen aber mitnichten Spione und tun sich sichtlich schwer, in ihre neuen Rollen zu schlüpfen und ihren Ärger darüber zu verbergen, nun nicht mehr ihrem Rang entsprechend behandelt zu werden, dann natürlich ahnt niemand bei der Garde, dass sie es eigentlich mit einem Centurio und einem Präfekten zu tun haben. Das macht die Aufgabe natürlich in keiner Weise leichter, doch ist es ohnehin eine Herausforderung, auf dem von Verrat und Intrigen dominierten Parkett der Stadt Rom bestehen zu können, zumal nicht einmal Narcissus das Ausmaß der Verschwörung im Herzen des Imperiums erahnt…

Rezension:

Nachdem ich Ende letzten Jahres nach mehrjähriger Abstinenz zu Simon Scarrows Rom-Serie zurückgefunden und mich deren zehntem Vertreter Die Legion gewidmet habe, habe ich verständlicherweise wieder Blut geleckt und mir umgehend auch den Nachfolgeband zugelegt. Die Garde schließt dann auch erwartungsgemäß an die Ereignisse an, zumal ja bereits angeteasert worden ist, dass es diesmal in die Hauptstadt des römischen Imperiums gehen würde. Für die beiden Protagonisten Cato und Macro vergehen zwar gleichwohl noch einige Monate in der Handlung des Buches, bevor sie ihren eigentlichen Auftrag starten, doch muss ich sagen, dass es mir ausnehmend gut gefallen hat, sie erst einmal in einem kleinen Ort stationiert zu sehen, bevor Scarrow sie in ihr nächstes Abenteuer wirft. Das fühlt sich dann auch in vielerlei Hinsicht anders an, als man das bislang von der Reihe gewohnt ist, denn auch wenn es schon Sklavenaufstände und Seeschlachten, Verfolgungsjagden, Scharmützel und große Feldschlachten gegeben haben mag, war es doch immer Soldatenhandwerk, das im Mittelpunkt der Erzählungen stand.

Anfangs war Cato gerne bereit gewesen, ihm bei ein paar Bechern heißem Wein Gesellschaft zu leisten, aber der junge Mann grübelte darüber nach, dass die Frau, die er heiraten wollte, sich nur einen Tagesmarsch entfernt in Rom befand.

Hier nun verdingen sich Macro und Cato erstmals – und unfreiwillig – als Spione und Ermittler, denn es gilt, eine Verschwörung in den obersten Reihen der römischen Hierarchie aufzudecken, zu der selbst dem so gut informierten Berater Narcissus nur spärliche Informationen vorliegen. Wer der Reihe schon länger folgt – und das dürften so ziemlich alle sein, die sich der Lektüre von Die Garde widmen – wird sich denken können, dass es insbesondere Macro schwerfällt, sich von seinen sonst üblichen Taktiken loszusagen und im Geheimen zu agieren, zumal es seine Scheinidentität mit sich bringt, dass man ihm kaum mit dem gebotenen Respekt begegnet, weil man ihn für einen einfachen Soldaten hält. Selbiges gilt zwar auch für Cato, doch weiß der das weit besser akzeptieren und hat sich schließlich schon in Kindertagen in der römischen Hauptstadt bewegt, was ihm natürlich einen Vorsprung verschafft, was Etikette und Gepflogenheiten angeht. Am Ende ist es aber natürlich vorrangig die Kombi der beiden ungleichen freunde und Weggefährten, die auch diesen Band wieder so lesenswert machen, auch wenn ich nicht verhehlen mag, dass sich im Mittelteil manch kleinere Länge befindet, die man sicherlich noch hätte ausmerzen können.

Dessen ungeachtet hat Scarrow aber sichtliche Freude an den Ränkespielen im antiken Rom und tatsächlich ist die Verschwörung alles andere als simpel, weshalb es am Ende auch wieder dem Köpfchen von Cato bedarf, das Knäuel aus Interessengruppen, Ränkeschmieden und gedungenen Schlägern und Söldnern zu entwirren, die nichts weniger Sinn haben, als den herrschenden Kaiser zu entmachten, was seinerzeit gemeinhin durch unerwarteten und verfrühten Tod bewerkstelligt wurde. Obwohl es also diesmal nicht ins offene Feld und in blutige Schlachten geht, bleibt es doch brandgefährlich für die beiden verdienten Soldaten, die sich hier weit außerhalb ihrer Komfortzone bewegen müssen, wie selbst Cato langsam bemerkt, der lange Jahre dachte, stattdessen bei den Legionen fehl am Platze zu sein. Das bringt einiges an interessanten Gedanken und Äußerungen mit sich, während es Scarrow ansonsten auch hier wieder gelingt, die Antike regelrecht lebendig werden zu lassen, so dass es sich letzthin sogar auszahlt, dass er so lange Zeit einen großen Bogen um die römische Hauptstadt gemacht hat.

Die einzige Information, die Narcissus ihnen gegeben hatte, lautete, dass die Intrige gegen den Kaiser von einer geheimen Organisation von Verschwörern ausging, die die Macht an den Senat zurückgeben wollten. Demselben Senat, der nach der Ermordung Julius Caesars daran schuld gewesen war, dass die Republik in einen jahrzehntelangen blutigen Bürgerkrieg versunken war, dachte Macro erbittert. Den Senatoren durfte man keine Macht in die Hände geben. Sie neigten zu politischen Tricksereien und achteten kaum auf die Folgen ihrer Machtspielchen.

Einzig bei der Nebenhandlung um Catos Liebe zur Senatorentochter Julia macht er es sich ein wenig leicht und verbannt dieses auf Geheiß von Narcissus quasi aus der Stadt, so dass man trotz der örtlichen Nähe nicht damit zu rechnen braucht, dass sie bei Die Garde eine sonderliche Rolle spielen wird, auch wenn Cato ihr des Öfteren seine gedankliche Aufmerksamkeit widmet. Wahrscheinlich ist Scarrow klargeworden, dass ihm romantisches Liebesgeplänkel nicht allzu sehr liegt, was sein schriftstellerisches Talent angeht, aber ein wenig eleganter hätte man das Ganze sicherlich schon angehen können, derweil man sich dafür immerhin auf andere alte Bekannte freuen darf, auch wenn das Wiedersehen hier weit weniger erfreulich verläuft für die beiden Soldaten, die diesmal eben weniger mit gezückter Klinge, sondern dafür mit Vorsicht und Verstand agieren müssen. Alles in allem eine gelungene und nicht minder kurzweilige Abwechslung zu den Schlachtenepen, die der Autor im Rahmen der Reihe sonst präsentiert, doch ein wenig dürfte es schlussendlich den Lesern so gehen wie den Protagonisten, nämlich, dass man sich durchaus auch freut, sich demnächst wieder an der Front einfinden zu dürfen.

Fazit & Wertung:

Obwohl Die Garde als elfter Band der Rom-Serie inhaltlich und erzählerisch andere Schwerpunkte setzt, weiß der Band doch auch ohne große Schlachten zu überzeugen, zumal Scarrow die Intrigen in der römischen Hauptstadt nicht minder spannend und packend zu schildern vermag.

8,5 von 10 Lektionen für den jungen Präfekten

Die Garde: Die Rom-Serie 11

  • Lektionrn für den jungen Präfekten - 8.5/10
    8.5/10

Kurzfassung

Obwohl Die Garde als elfter Band der Rom-Serie inhaltlich und erzählerisch andere Schwerpunkte setzt, weiß der Band doch auch ohne große Schlachten zu überzeugen, zumal Scarrow die Intrigen in der römischen Hauptstadt nicht minder spannend und packend zu schildern vermag.

8.5/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Heyne. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

– – –

Die Garde ist am 10.09.12 bei Heyne erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!


The post Review: Die Garde: Die Rom-Serie 11 | Simon Scarrow (Buch) appeared first on Medienjournal.

Review: Thron des Blutes | Conn Iggulden (Buch)

$
0
0

Heute widme ich mich mal wieder einem historischen Roman, der mich zwar anfänglich mit seinem Umfang kurz abgeschreckt hat, mich aber letztlich schwer begeistert hat und mit einem großartigen Protagonisten und Erzähler punktet.

Thron des Blutes

Dunstan, UK 2017, 592 Seiten

Thron des Blutes von Conn Iggulden | © Heyne
© Heyne

Autor:
Conn Iggulden
Übersetzerin:
Christine Naegele

Verlag (D):
Heyne Verlag
ISBN:
978-3-453-47165-8

Genre:
Historie | Drama | Biografie

 

Inhalt:

Meine Gelübde habe ich gebrochen. Ich habe die verraten, die ich geliebt habe, ebenso wie die, die mich liebten. Ich habe Unschuldige umgebracht. Hier steht es, in unmissverständlichem Englisch für alle, die lesen können. Zu viele beherrschen jetzt die englische Sprache. Ich sehe, was ich geschrieben habe, und ich fürchte mich, obwohl ich meine siebzig Jahre gelebt habe.

Anno Domini 934 werden der dreizehnjährige Dunstan und sein jüngerer Bruder Wulfric von ihrem Vater Heorstan zum Kloster von Glastonbury gebracht, um dort unterrichtet und erzogen zu werden. Insbesondere Dunstan aber macht sich in seinem jungen Alter aber prompt viele Feinde und die Situation bessert sich mitnichten, als sein Vater kurz darauf das Zeitliche segnet. Doch so sehr er es sich auch mit seinen Lehrmeistern und Glaubensbrüdern verscherzt, gelingt es ihm durch eine Reihe von glücklichen Fügungen in einem ansonsten mehr als tragischen Leben, durch seine Gönnerin Elflaed nur wenige Jahre später an den königlichen Hof in Winchester zu gelangen. Dort macht er nicht nur die Bekanntschaft mit König Æthelstan, sondern kämpft alsbald auch an der Seite von dessen Halbbruder Edmund Seite an Seite in der Schlacht von Brunanburh. Diese Freundschaft sollte sich als schicksalhaft erweisen, denn nach König Æthelstans Tod folgt Edmund ihm auf den Thron und bald schon kehrt Dunstan als neuer Abt nach Glastonbury zurück. Doch Dunstan ist weit mehr als nur Geistlicher, er versteht sich als Visionär, Gelehrter und Politiker und wird zeitlebens sieben Könige kommen und gehen sehen, während seine Legende und sein Einfluss gleichermaßen wachsen und er mit seinen ambitionierten Projekten das Bild des damaligen Englands maßgeblich prägt…

Rezension:

Ich muss ja gestehen, dass mir Dunstan von Canterbury im Vorfeld der Lektüre des Buches keinerlei Begriff gewesen ist, was dann auch am praktischen Beispiel schön verdeutlicht, weshalb man sich bei Heyne wohl dazu entschieden hat, den originär schlicht Dunstan betitelten Historien-Roman hierzulande als Thron des Blutes zu vermarkten, auch wenn das reißerischer klingt, als das Buch letztlich ist. Dennoch wusste ich natürlich grob, was mich erwarten würde, denn in den vergangenen Jahren hat mich insbesondere die vierteilige Die-Rosenkriege-Reihe von Autor Conn Iggulden begeistern können und ähnlich wie dort gelingt es Iggulden auch hier, große Zusammenhänge und zeitliche Abläufe eines ganzen Lebens auf gerade einmal 600 Seiten zu komprimieren, ohne dass dadurch die Erzählung gekappt, verknappt oder gehetzt wirken würde. Neu ist der Kniff, dass er seinen Protagonisten Dunstan als Ich-Erzähler auftreten lässt, der in der Rückschau einen Blick auf sein Leben wirft und folglich auch manches Mal Sachen vorgreift, die sich erst noch ereignen werden.

Das erste Mal brachte mein Vater mich zur alten Glastonbury, meiner geliebten Insel, zu der wir durch den Nebel gelangten. Hier hatte König Arthur sein Leben beendet, als Excalibur in die Salzmarschen der Umgebung geschleudert wurde. Mein Vater hoffte auf ein Wunder für mich, für seinen Sohn, der von Teufeln besessen oder aufgefressen wurde. Ich litt damals unter Anfällen und Krämpfen.

Das funktioniert tatsächlich erstaunlich gut, zumal Dunstan mitnichten ein einfacher Charakter, sondern eine höchst vielschichtige und ambivalente Figur ist, die vor allem weitaus mehr Hass und Wut in sich trägt, als es für einen Mann Gottes gut sein kann. Darüber hinaus rankt sich um Dunstan wohl so manche Legende und Iggulden präsentiert hier seine ganz persönliche Interpretation der Ereignisse, die auf augenzwinkernde Art Mythen demaskieren, wie etwa, dass Dunstan von einem Engel getragen worden sei oder dereinst dem Teufel in die Nase gezwickt habe, was sich tatsächlich glaubhaft und nachvollziehbar in die Geschichte bettet, die rund vier Jahrzehnte umfasst und die geneigte Leserschaft daran teilhaben lässt, wie Dunstan vom Kind zum Manne und letztlich zum Priester wird, womit ich dann auch drei der fünf Leitthemen vorweggenommen hätte, die Thron des Blutes in ebenso viele Abschnitte unterteilen. Anfänglich hätte ich noch gemeint, die Kindheit von Dunstan hätte sich straffer erzählen lassen, doch im Kontext dessen, worauf später noch Bezug genommen wird und was sich hier ereignet, bevor Dunstan seinen Weg zum königlichen Hof antritt, hätte man es letztlich kaum besser und überzeugender machen können.

Und es ist wahrlich ein umtriebiges und schillerndes Leben, bei dem es sich lohnt, die Vorarbeit zu würdigen, zumal es vieles im Denken und Verhalten des Kirchenmannes erklärt, der sich oft als ausgemacht zynischer Erzähler präsentiert, so dass tatsächlich oft auch eine gehörige Prise schwarzer Humor durchschimmert, die das zum Glück nur theoretisch trockene Thema gehörig auflockert. So ist es nicht nur spannend, wie Iggulden die Lücken in der Vita von Dunstan zu füllen vermag oder die ihn umgebenden Mythen erklärbar zu machen versucht, sondern auch, wie sich England unter seinem jeweiligen Herrscher und im Laufe der Jahre wandelt. Das ist oft faszinierend und versetzt in Staunen, derweil nicht einmal Passagen, die mehrere Jahre kurz zusammenfassen, das dramaturgische Gerüst ins Wanken bringen können. Fernab seiner Großprojekte wie etwa der Kirchenreformation gibt es darüber hinaus einiges an Episoden, die für sich genommen schon das Potential für eigenen Romane gehabt hätten. Sei es nun, dass Dunstan zeitweilig Schatzmeister von ganz England gewesen ist und versuchte, der Korruption in den Münzprägeanstalten Herr zu werden oder auch sein zeitweiliges Exil in Gent, nachdem er es sich mit einem der Könige von England verscherzt hat.

Ich wünschte, ich könnte den Jungen, der ich damals war, ein letztes Mal aufblicken lassen, um jeden Moment dieses Morgens festzuhalten wie eine Kostbarkeit – aber das kann ich nicht. Dieser Lümmel, dieser dreizehnjährige Dickkopf dachte nur daran, was er hier im Kloster lernen würde. Unser Anwesen lag weniger als ein Dutzend Meilen von Glastonbury entfernt, was nicht sehr weit schien. Ich glaube, Jungen fühlen sich nie wirklich weit weg von zu Hause, solange sie es zu Fuß erreichen können.

Da sieht man Iggulden dann auch gerne nach, dass er manches Ereignis verknappt und einige Figuren umbenannt hat, wie er selbst im ungemein lesenswerten Nachwort erörtert, denn tatsächlich hat er wohl das Beste aus dem gemacht, was heutzutage an historischen Informationen und natürlich auch Hörensagen verfügbar ist, um die Lebensgeschichte von Dunstan glaubhaft und spannend aufs Papier zu bringen und mir damit eine historische Figur nähergebracht hat, von deren Existenz ich nicht einmal etwas wusste. Obwohl ich also ein wenig gebraucht habe, mich in Thron des Blutes hineinzufinden, lässt mich der 600-Seiten-Wälzer schwer beeindruckt und begeistert zurück, obwohl – oder vielleicht gerade weil – ich doch eigentlich eher selten zu historischen Stoffen greife, wobei ich in dieser Hinsicht spätestens jetzt etwaige weitere Romane von Conn Iggulden als vorbehaltlos sichere Bank betrachten würde. Und mit denen könnte man durchaus rechnen, denn so einiges ist noch längst nicht übersetzt worden und auch Dunstan harrte nunmehr rund vier Jahre seiner deutschen Veröffentlichung, die ich vorbehaltlos empfehlen kann.

Fazit & Wertung:

Conn Iggulden widmet sich in Thron des Blutes der Lebensgeschichte des Dunstan von Canterbury, der hier als Ich-Erzähler in Erscheinung tritt und eine Epoche beleuchtet, in deren Verlauf er sieben Könige von England hat kommen und gehen sehen, während er selbst sich als Abt und Baumeister, Schmied und Schatzmeister, politischer Berater und Reformator hervorgetan hat. Eine ungemein spannende wie atmosphärische Geschichte, die sich nicht nur Genre-Fans keinesfalls entgehen lassen sollten.

9 von 10 Visionen eines ehrgeizigen Geistlichen

Thron des Blutes

  • Visionen eines ehrgeizigen Geistlichen - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Conn Iggulden widmet sich in Thron des Blutes der Lebensgeschichte des Dunstan von Canterbury, der hier als Ich-Erzähler in Erscheinung tritt und eine Epoche beleuchtet, in deren Verlauf er sieben Könige von England hat kommen und gehen sehen, während er selbst sich als Abt und Baumeister, Schmied und Schatzmeister, politischer Berater und Reformator hervorgetan hat. Eine ungemein spannende wie atmosphärische Geschichte, die sich nicht nur Genre-Fans keinesfalls entgehen lassen sollten.

9.0/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Heyne. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

– – –

Thron des Blutes ist am 13.04.21 bei Heyne erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!

The post Review: Thron des Blutes | Conn Iggulden (Buch) appeared first on Medienjournal.

Review: The Last Duel (Film)

$
0
0

Da wäre ich auch schon wieder, um mich mit einer diesmal brandaktuellen Rezension ins Wochenende zu verabschieden, auch wenn ich natürlich nicht ausschließen will, dass womöglich auch morgen noch ein Artikel von mir kommt.

The Last Duel

The Last Duel, USA/UK 2021, 152 Min.

The Last Duel | © Walt Disney
© Walt Disney

Regisseur:
Ridley Scott
Autoren:
Nicole Holofcener (Drehbuch)
Ben Affleck (Drehbuch)
Matt Damon (Drehbuch)
Eric Jager (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Matt Damon (Sir Jean de Carrouges)
Adam Driver (Jacques Le Gris)
Jodie Comer (Marguerite de Carrouges)
Ben Affleck (Pierre d’Alençon)
in weiteren Rollen:
Harriet Walter (Nicole de Carrouges)
Alex Lawther (King Charles VI)
Marton Csokas (Crespin)

Genre:
Drama | Historie | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Last Duel | © Walt Disney
© Walt Disney

Gemeinsam kämpften die Knappen Jean de Carrouges und Jaques LeGris in den 1370er-Jahren unter der Flagge des französischen Königs und leisteten aus ihrer Sicht jeweils unschätzbare Dienste in der Schlacht. Doch während sie zu Kriegszeiten noch Seite an Seite standen, ändert sich das schnell, als der gewiefte wie ambitionierte Jaques am Hofe Karriere zu machen beginnt, derweil Jean ein ums andere Mal gezwungen ist, in die Schlacht zu reiten, um nur die Abgaben für seine Ländereien bezahlen zu können. Zwar vermag es Jean, die Heirat mit der der attraktiven Marguerite zu arrangieren, doch kommt es infolgedessen zu Streitigkeiten um die ihm seines Erachtens zustehenden Ländereien. Jaques und sein neuer Gönner, der Graf Pierre d’Alençon, können derweil über Jeans kleingeistiges Gezeter nur schmunzeln. Dann aber eskaliert die Situation, denn während Jean für einige Tage nach Paris reitet, wird Marguerite unerwartet von Jaques aufgesucht und vergewaltigt, wie sie ihrem Mann nach dessen Rückkehr eröffnet. Auf dem üblichen Rechtsweg wird kaum etwas zu erreichen sein, da der rechtsprechende Graf Pierre seine schützenden Hände über Jaques hält und so fordert der von gerechtem Zorn getriebene Jean beim König ein Duell auf Leben und Tod…

Rezension:

Wenn ich daran denke, wie man früher oft Jahre hat warten müssen, bis es Filme aus dem Kino ins heimische Wohnzimmer geschafft haben, erst als VHS-Kassette, später DVD, kann ich mittlerweile nur noch schmunzeln, denn im Fall von The Last Duel ist es läppische acht Wochen her, dass der im Kino hierzulande Premiere gefeiert hat, und schon wird er urplötzlich Teil des Angebots von Streamingdienst Disney+, wo er seit 1. Dezember zum Abruf zur Verfügung steht. Klar, mit Kinokarten war auch in diesem Jahr kaum Geld zu verdienen, aber das vorherrschende Tempo irritiert dennoch, zumal gestern erst auch Scotts neuester Film House of Gucci im Kino gestartet ist. Und auch wenn Regisseur Ridley Scott sich wahrlich auf vielen filmischen Parketts zu behaupten gewusst hat und mitnichten auf ein bestimmtes Genre abonniert ist, krankt nun dieser Historienfilm quasi zwangsläufig daran, dass man sich ultimativ an sein Epos Königreich der Himmel und ähnlich gelagerte Projekte erinnert fühlen dürfte, was immer dann zum Problem wird, wenn Scott im Nebensatz versucht, auch diesen Ansprüchen Rechnung zu tragen. So gibt es nämlich gerade im ersten Drittel die eine oder andere Schlachtensequenz, die es durchaus in sich hat, was inszenatorische Wucht und Durchschlagskraft anbelangt, doch tun diese Kriegsfragmente im größeren Zusammenhang kaum etwas zur Sache.

Szenenbild aus The Last Duel | © Walt Disney
© Walt Disney

So ist Scotts auf historischen Begebenheiten und dem Sachbuch The Last Duel: A True Story Of Crime, Scandal, And Trial By Combat In Medieval France basierendes Drama ohne Frage ambitioniert und auch kraftvoll in Wort und Bild, mit zweieinhalb Stunden Laufzeit aber auch ein wenig lang geraten, wenn man mal auf den eigentlichen Umfang der Geschichte abstellt. Das erreicht er dadurch, dass die Geschichte aus insgesamt drei Perspektiven geschildert wird, die sich zunächst dem Blickwinkel von Jean, später Jaques und zuletzt Marguerite widmen. Was zunächst nach einer ambivalent vielschichtigen Erzählung klingen mag, erweist sich aber schnell als simpler Kunstgriff, denn durch die Schrifteinblendungen "The Truth According to" macht Scott bereits deutlich, wo die Wahrheit liegt, denn im Fall von Marguerite verblasst der Rest des Textes, bis dort nur noch "The Truth" steht. Nun spricht natürlich nichts dagegen, sich auf die Seite von Marguerite zu schlagen und klar Stellung zu beziehen, aber man fragt sich vielleicht schon, wozu es diese Dreiteilung der Erzählung bedurfte, auch wenn der Blick auf Jeans und Jaques‘ Selbstverständnis ohne Frage interessant ist. Man sollte allerdings auch nicht den Fehler begehen, hier in der finalen Sichtweise umwälzende, neue Erkenntnisse zu erwarten, denn es geht schlicht um Nuancen, in denen sich einzelne Szenen und Begegnungen unterscheiden.

Und hier kommt dann auch die größte Stärke von The Last Duel zum Tragen und dabei handelt es sich mitnichten um die Duell-Kontrahenten oder die hochbudgetierte, stilsichere Inszenierung, sondern vor allem anderen um Jodie Comer, die ich jüngst erst in Free Guy bewusst habe kennenlernen dürfen und die hier eine beeindruckende Leistung abliefert, die speziell in den nuancierten Veränderungen zu punkten vermag. Wenn hier also ein Blick in eine Zeit geworfen wird, in der eine Vergewaltigung noch als Angriff auf das Eigentum des Ehemannes betrachtet wurde und die Frau selbst keine rechtliche Handhabe hatte, überhaupt nur dagegen zu klagen, wenn sich hier in Macho-Manier in Pose geworfen wird, um dem Feind die Stirn zu bieten, steht eine Figur wie die der Marguerite de Carrouges unweigerlich im Hintergrund und doch gelingt es Scott und Comer gemeinsam, eine spürbare Präsenz der Figur zu etablieren. Matt Damon (Der Marsianer) gibt da schon eine weit blassere Vorstellung, was nicht als Kritik, sondern lediglich Tatsache gemeint ist, denn sein kleingeistiger und politisch kaum bewanderter Jean ist eine eher schlichte und stumpfe Erscheinung, für die Damon sich merklich zurücknimmt, derweil Adam Driver (Marriage Story) die Gratwanderung gelingt, dass Jaques sich einerseits als charmanten Verführer versteht und inszeniert und andererseits wirklich nicht zu erkennen scheint, ein Vergewaltiger zu sein. Mitunter am meisten Spaß aber machen tatsächlich die Szenen mit dem wasserstoffblondierten Ben Affleck (The Accountant), der hier als hedonistischer Lebemann und Graf Pierre d’Alençon sein Unwesen treibt und dem es sich sichtliches Vergnügen bereitet, sein Umfeld zu schikanieren.

Szenenbild aus The Last Duel | © Walt Disney
© Walt Disney

So bleibt The Last Duel unzweifelhaft zu jeder Zeit spannend und interessant, nutzt die sich ergebenden Chancen aus der dreigeteilten Erzählperspektive aber letztlich nur unzureichend, denn so sehr die nuancierten Unterschiede in ihrer subtilen Darbietung dennoch gravierend ins Gewicht fallen, hätte es dafür nicht bedurft, den Film auf zweieinhalb Stunden auszuwalzen, auch wenn der Payoff-Moment im namensgebenden letzten Duell dadurch nur umso befriedigender wirkt, zumal Scott hier wieder zu einem späten Zeitpunkt zu inszenatorischer Wucht zurückkehrt, die in ihrer kompromisslos-drastischen Art ihresgleichen sucht. Ausstattung und Kostüme sind dabei ebenfalls über jeden Zweifel erhaben und der gesamte Film sieht in seiner zwar farbentsättigten Pracht zu erwarten großartig aus, doch erzählerisch hätte das Geschehen einen Hauch mehr verdichtet werden können, um den größtmöglichen Impact aus der Erzählung herauszukitzeln, die aber auch in der dargereichten Form überzeugt und vor allem zuweilen extrem an die Nieren geht. Die Tatsache allerdings, dass man zuvorderst ein historisches Drama geliefert bekommt, das nur mit vereinzelten Auseinandersetzungen "aufgelockert" wird, sollte man sich im Vorfeld noch einmal bewusst machen, um nicht enttäuscht zu werden.

Fazit & Wertung:

Ridley Scott gelingt mit The Last Duel ein intensives und packendes Historien-Drama mit aktuellen Bezügen, das allerdings mit seinen zweieinhalb Stunden ein wenig ausladend wirkt für die eigentliche Erzählung. Dessen ungeachtet weiß das gewählte Ensemble zu jedem Moment zu überzeugen und tröstet auch ein wenig darüber hinweg, dass man aus dem Konzept dreier sich ergänzender, aber auch widersprechender Blickwinkel noch weitaus mehr hätte machen können.

8 von 10 Zweifeln an den Anschuldigungen

The Last Duel

  • Zweifel an den Anschuldigungen - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Ridley Scott gelingt mit The Last Duel ein intensives und packendes Historien-Drama mit aktuellen Bezügen, das allerdings mit seinen zweieinhalb Stunden ein wenig ausladend wirkt für die eigentliche Erzählung. Dessen ungeachtet weiß das gewählte Ensemble zu jedem Moment zu überzeugen und tröstet auch ein wenig darüber hinweg, dass man aus dem Konzept dreier sich ergänzender, aber auch widersprechender Blickwinkel noch weitaus mehr hätte machen können.

8.0/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

The Last Duel ist seit dem 01.12.21 bei Disney+ verfügbar. Der Film erscheint am 06.01.22 auf DVD und Blu-ray bei Walt Disney. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

The post Review: The Last Duel (Film) appeared first on Medienjournal.


Review: Amsterdam (Film)

$
0
0

Und da bin ich tatsächlich schon wieder und auch wenn mich nachfolgendes Werk nun nicht zum schwärmen bringt, muss ich mich doch dafür einsetzen.

Amsterdam

Amsterdam, USA/JP 2022, 134 Min.

Amsterdam | © Walt Disney
© Walt Disney

Regisseur:
David O. Russell
Autor:
David O. Russell

Main-Cast:
Christian Bale (Burt Berendsen)
Margot Robbie (Valerie Voze)
John David Washington (Harold Woodman)

in weiteren Rollen:
Alessandro Nivola (Detective Hiltz)
Andrea Riseborough (Beatrice Vandenheuvel)
Anya Taylor-Joy (Libby Voze)
Chris Rock (Milton King)
Matthias Schoenaerts (Detective Lem Getweiler)
Michael Shannon (Henry Norcross)
Mike Myers (Paul Canterbury)
Taylor Swift (Liz Meekins)
Timothy Olyphant (Taron Milfax)
Zoe Saldaña (Irma St. Clair)
Rami Malek (Tom Voze)
Robert De Niro (General Gil Dillenbeck)

Genre:
Komödie | Drama | Historie | Mystery | Krimi

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Amsterdam | © Walt Disney
© Walt Disney

Im New York des Jahres 1933 wendet sich die verzweifelte Liz Meekins an den Arzt Burt Berendsen und den Anwalt Harold Woodman, um die Umstände des Todes ihres Vaters, dem General Bill Meekins, aufzuklären, denn sie glaubt beileibe nicht an die diagnostizierte, natürliche Todesursache. Bereitwillig sichern Burt und Harold ihre Hilfe zu und bei einer heimlich durchgeführten Obduktion finden sich deutliche Indizien, dass der General vergiftet wurde. Dann aber überschlagen sich die Ereignisse und plötzlich rücken die Freunde Harold und Burt und nicht etwa die mutmaßlichen wie unbekannten Giftmischer in den Fokus der Ermittlungsbehörden. Der Sache auf den Grund zu gehen und ihre Unschuld zu beweisen, bedarf tatkräftiger Unterstützung und wer wäre da besser geeignet als die toughe Künstlerin und Krankenschwester Valerie Voze, die beide während des Ersten Weltkrieges kennengelernt haben und mit der sie die unbeschwerte Zeit in Amsterdam verbinden, die allerdings nun auch schon zwölf Jahre zurückliegt. Alsbald erneut vereint, rauft sich das Trio schnell wieder zusammen auf der Suche nach der Wahrheit, doch hat die weitaus mehr Facetten, als die drei zunächst ahnen…

Rezension:

Ich muss jetzt mal wieder für einen Film – und in diesem Fall für Amsterdam – eine Lanze brechen, denn so deutlich der Kritiker-Konsens bei dem neuesten Werk von David O. Russell (Joy) ausfällt, so harsch und unerbittlich empfinde ich die Bewertung in Relation zu dem, was man geboten bekommt. Zugegebenermaßen ist Russells neuester Wurf deutlich sperriger und unzugänglicher, dramaturgisch auch mitnichten sein überzeugendstes Werk, doch deshalb von einem seelenlosen und beliebigen Schaulaufen bekannter Gesichter zu sprechen, führt doch deutlich zu weit. Vielmehr fühlte ich mich sogar an eines der Frühwerke, namentlich I Heart Huckabees, erinnert, das erzählerisch ähnlich anarchisch und freigeistig zu Werke geht. Entsprechend wirkt es, als habe der Regisseur und Drehbuchautor seine neu gewonnene Narrenfreiheit ausgenutzt, weitestgehend drehen zu dürfen, was und wie es ihm beliebt. Heraus kommt eine schrullige und spleenige Buddy-Komödie, die aus dem sonst üblichen Duo ein Trio macht und das Ganze als Murder-Mystery präsentiert, ohne diesem Aspekt der Erzählung allerdings sonderliche Aufmerksamkeit zuteilwerden zu lassen, wie man auch zugeben muss.

Szenenbild aus Amsterdam | © Walt Disney
© Walt Disney

Also ja, sollte man sich in Erwartung einer dramaturgisch klassisch gestalteten Kriminalgeschichte an den Film heranwagen, sind Enttäuschungen vorprogrammiert und auch ich kann und will nicht schönreden, dass die Geschichte ganz schön viele Haken schlägt, die zu einem Ende führen, dass man zwar immerhin nicht hat kommen sehen, das aber auch keineswegs folgerichtig wirkt oder wie etwas, auf das die Geschichte wie selbstverständlich hätte hinauslaufen müssen. Trotzdem hat Amsterdam seine Qualitäten und versprüht mit seiner Schrulligkeit auch eine Menge Charme, zumal die Chronologie des Gezeigten nicht weniger sprunghaft ist als die Geschichte selbst, so dass dieses Mäandern innerhalb der Story schnell zum allgegenwärtigen Stilmittel erhoben wird. Und natürlich würde man sich wünschen, dass die zahllosen namhaften Gast-Stars noch ein wenig mehr Screentime bekommen würden, um ihre nur grob skizzierten Rollen mit mehr Leben zu füllen, aber gerade das ist ja überhaupt nicht Sinn und Zweck des Ganzen und würde überdies den Rahmen sprengen, zumal die Geschichte mit mehr als zwei Stunden Laufzeit ohnehin schon nicht gerade kompakt geraten ist.

Entsprechend kann man sich natürlich daran stoßen, dass die Auftritte von Michael Shannon (Knives Out) und Mike Myers (Terminal) als Geheimagenten-Duo aufs Nötigste reduziert sind, dass Anya Taylor-Joy (The Menu) längst nicht so zu glänzen vermag, wie es sonst der Fall ist (obwohl ihr Präsenz dennoch beeindruckend ist!) oder Rami Malek (Bohemian Rhapsody) vergleichsweise eindimensional daherkommt, aber man könnte sich natürlich im Umkehrschluss auch dafür begeistern, dass sich Zoe Saldaña (The Adam Project), Andrea Riseborough (Birdman) oder Robert De Niro (The Irishman) für solch einen Streifen hergeben, obwohl ihre Auftritte kaum Minuten währen. Begeisterungswürdig sind derweil auch die Performances von Christian Bale (Thor: Love & Thunder) und John David Washington (Malcolm & Marie), die hier als heillos überfordertes, sich bald selbst im Fadenkreuz wiederfindendes Ermittler-Duo überzeugen, wobei sie als Trio gemeinsam mit Margot Robbie (Once Upon a Time in Hollywood) noch einmal deutlich mehr begeistern. So kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen, wie man nicht zumindest vom Hauptdarsteller-Trio begeistert sein kann, was meines Erachtens viel dazu beiträgt, dass man am Ball bleibt, selbst wenn die Story zuweilen etwas zerfasert.

Szenenbild aus Amsterdam | © Walt Disney
© Walt Disney

Ganz klar, Amsterdam ist zu lang geraten und schlägt auch manchen, kaum nachvollziehbaren Haken, doch habe ich eben auch ein Faible für etwas unzugänglichere Filme, sofern sie mich mit ihren exzentrischen Ideen oder etwas ähnlich Geartetem dennoch bei Stange zu halten wissen und das ist bei Russells aktuellem Film (für mich) definitiv der Fall, zumal ich eigentlich kaum je so etwas wie Langeweile empfunden habe, sondern stets gespannt war, wohin die Reise als nächstes führt (und wem man dort wohl begegnen mag). Das hat etwas zweifellos Fragmentarisches und manchmal wirken die Episoden im Film durchaus wie Teile einer Anthologie, thematisch lose zusammenhängend, aber nicht minutiös miteinander verbunden, so dass der Erzählton schon mal signifikant schwankt und der rote Faden sich gern hinter den opulenten Set-Designs und Szenenbildern verbirgt, die hier von der für Russells American Hustle für einen Oscar nominierten Judy Becker stammen. So ist Amsterdam mal Screwball-Comedy, mal Drama, mal Sozialsatire und mal Krimi, nichts davon so richtig, aber auch nichts davon so gar nicht. Das lässt ihn weit hinter seinen Möglichkeiten bleiben, aber ich bin mir sehr sicher, dass auch er seine Fans finden wird, zu denen aber auch mich zugegebenermaßen nur bedingt zählen lassen würde. Dafür wirkt das Gesamtwerk dann doch zu unstet.

Fazit & Wertung:

David O. Russell kredenzt mit Amsterdam ein zugegebenermaßen sperriges und oft fahrig wirkendes Werk, dessen Qualitäten man sich ein wenig zusammensuchen muss in dem exzentrisch-mäandernden Reigen, der einem hier als Handlung präsentiert wird. Der All-Star-Cast und das Übermaß an Schrulligkeit und Spleens machen die Angelegenheit aber dennoch zu einem meist äußerst kurzweiligen Erlebnis.

6,5 von 10 verqueren Wirrungen und Verschwörungen

Amsterdam

  • Verquere Wirrungen und Verschwörungen - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

David O. Russell kredenzt mit Amsterdam ein zugegebenermaßen sperriges und oft fahrig wirkendes Werk, dessen Qualitäten man sich ein wenig zusammensuchen muss in dem exzentrisch-mäandernden Reigen, der einem hier als Handlung präsentiert wird. Der All-Star-Cast und das Übermaß an Schrulligkeit und Spleens machen die Angelegenheit aber dennoch zu einem meist äußerst kurzweiligen Erlebnis.

6.5/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

Amsterdam ist seit dem 04.01.23 bei Disney+ verfügbar und am 12.01.23 auf DVD und Blu-ray bei Walt Disney erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

The post Review: Amsterdam (Film) appeared first on Medienjournal.

Review: The Northman (Film)

$
0
0

Da bin ich auch mal wieder und möchte meine Euphorie mit euch teilen, denn ich habe endlich einen der wohl großartigsten Filme der letzten Jahre nachgeholt.

The Northman

The Northman, USA/CN/UK 2022, 137 Min.

The Northman | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Regisseur:
Robert Eggers
Autoren:
Sjón
Robert Eggers

Main-Cast:
Alexander Skarsgård (Amleth)
Nicole Kidman (Queen Gudrún)
Claes Bang (Fjölnir the Brotherless)
Anya Taylor-Joy (Olga of the Birch Forest)
Ethan Hawke (King Aurvandil War-Raven)
Björk (Seeress)
Willem Dafoe (Heimir the Fool)

Genre:
Abenteuer | Drama | Fantasy | Historie | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Northman | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Als Junge muss Wikinger-Spross Amleth mitansehen, wie sein eigener Vater König Aurvandil von dessen Bruder Fjölnir ermordet wird, um selbst den Thron zu besteigen und Anspruch auf Aurvandils Frau Gudrún, Amleths Mutter, zu erheben. Nur mit Mühe gelingt dem Jungen die Flucht, doch schwört er, dereinst zurückzukehren und seinen Vater zu rächen und seine Mutter zu befreien. Jahrzehnte vergehen und Amleth ist Teil einer marodierenden Wikinger-Horde geworden, die im Blutrausch ganze Ortschaften verwüstet und deren Bewohner versklavt. Eines Tages erfährt Amleth vom Verbleib Fjölnirs, der sein geraubtes Reich mittlerweile wieder verloren hat, und nimmt voll grimmiger Entschlossenheit zur Kenntnis, dass einige der neuen Sklaven zu Fjölnirs Farm nach Island verschifft werden sollen. Kurzentschlossen mischt sich Amleth unter die Gefangenen, zu denen auch die Seherin Olga gehört, und begibt sich auf seinen persönlichen Rachefeldzug…

Rezension:

Nachdem es jetzt tatsächlich bald beinahe dreieinhalb Jahre sind, seit mich Robert Eggers mit seinem vielbeachteten Spielfilm-Debüt The Witch zu faszinieren gewusst hat, habe ich es nun endlich – und vergleichsweise zeitig – geschafft, mich auch seinem neuesten Werk The Northman zu widmen und nach Genuss des nicht ganz zweieinhalbstündigen Wikinger-Epos verstehe ich nur allzu gut, weshalb sich an diesem Film die Geister scheiden. Das wird zum Einen – mal wieder – mit der Erwartungshaltung zusammenhängen und damit, dass man sich aufgrund einschlägiger Film- und Fernseherfahrungen sicherlich auch mühelos ein blutgetränktes Schlachtenepos erwarten könnte, zum Anderen damit zu tun haben, wie Eggers seine Geschichte erzählt und welcher Bildsprache er sich hierbei bedient. Recht früh kam mir hierbei der Gedanke, der Film würde eine Optik offerieren, die an den stilisiert-epischen Stil von 300 denken ließe, wenn der fürs anspruchsvollste Feuilleton gedreht worden wäre. Weit spannender ist in dem Zusammenhang aber auch die Verquickung aus "alltäglichem" Wikingerdasein und dem Übernatürlichen, das seinerzeit einfach zum (er-)Leben dazugehört hat und so ganz selbstverständlich Teil der Wahrnehmung ist, auch wenn manch unglaubliche Begegnung im Nachhinein doch noch entzaubert wird. Eggers kommuniziert das nicht gesondert, macht es aber bildlich eindrucksvoll deutlich, so dass man nicht davon sprechen könnte, hier einen Fantasyfilm vorgesetzt zu bekommen, auf entsprechende Einschübe aber dennoch nicht verzichten muss.

Szenenbild aus The Northman | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Ansonsten basiert The Northman (lose) auf der von dem dänischen Historiker Saxo Grammaticus überlieferten Sage von Amleth (oder Amlethus), die wiederum für Shakespeares Hamlet Pate gestanden hat, doch sind die Änderungen schon teils gravierend, derweil auch der Regisseur zahlreiche weitere Sagen und selbst Conan den Barbar als Einflussfaktoren für seinen Film nennt. Was er und Drehbuchautor Sjón sich aber an "Freiheiten" bei der Zusammenstellung seiner Story genommen hat, macht er durch eine inszenatorische Akkuratesse wett, die ihresgleichen sucht, denn nicht damit genug, dass er gleich mehrere historische Berater hinzugezogen hat, sind dem Vernehmen nach auch die Sets und Kostüme so nahe an dem, wie es damals gewesen sein mag, wie es nur möglich gewesen ist. Das mag man ganz selten in aller Ausführlichkeit sehen und damit würdigen können (die UHD-Fassung des Films immerhin hilft dabei!), doch merkt man dem Gesamtwerk seine ungemeine Detailverliebtheit und Akribie jederzeit an. So ist es gar nicht so sehr die klassische und durchaus eher geradlinig inszenierte Rachestory, die hier zuvorderst fasziniert, sondern die einzigartig liebe- und huldvolle Art der Inszenierung. So meint der schwedische Archäologe Professor Neil Price beispielsweise, "the Northman might be the most accurate Viking movie ever made." – und das glaube ich ihm nach diesem Film vorbehaltlos.

Und dieser unbedingte Stilwille zieht sich natürlich durch und ich möchte mir das Trainingsprogramm von Hauptdarsteller Alexander Skarsgård nicht einmal vorstellen, so anstrengend vermute ich es, derweil seine Physis hier noch beeindruckender als schon bei Legend of Tarzan erscheint. Darauf ruht er sich aber mitnichten aus und überzeugt auch darstellerisch mit einer immensen, ja geradezu urtümlichen Präsenz. Bevor es allerdings soweit ist, dass Skarsgård, der Jahre zuvor schon den Vampir gewordenen Wikinger Eric Northman in True Blood verkörpern durfte, die Szenerie betritt, darf sich noch Ethan Hawke (Moon Knight) als Amleths Vater Aurvandil die Ehre geben und gemeinsam mit Willem Dafoe (The Card Counter) den Prolog bestreiten, bevor es zum schicksalhaften Einschnitt in ihrer aller Leben kommt, der Ausgangspunkt für Amleths Racheschwur wird. Es versteht sich, dass auch die weiteren Beteiligten, von Nicole Kidman (Destroyer) bis Claes Bang (Locked Down) als Brudermörder Fjölnir überzeugen, doch nimmt auch hier wieder Anya Taylor-Joy (The Menu) eine Ausnahmeposition ein, die gesonderte Erwähnung verdient, obgleich ihre Screentime, gemessen an der Wichtigkeit ihrer Figur Olga, kurz ausfällt. Das macht die Schlüsselmomente zwischen ihr und Amleth aber nur umso gewichtiger und intensiver, ohne dass es dafür sonderliche Finesse in Sachen Inszenierung bedürfte.

Szenenbild aus The Northman | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Ganz anders verhält es sich da bei einer von wenigen, aber dafür umso schwelgerischer angelegten Schlachtenszenen, die Eggers als große, minutiös choreografierte und durchgetaktete Plansequenz inszeniert, die mit der Kamera immer nah an Protagonist Amleth bleibt und dennoch in jeder freien Ecke und Nische den Schrecken skizziert, der sich in einem von den Wikingern heimgesuchten Dorf Bahn bricht und dem sich keiner der Bewohner entziehen kann. Hier lässt der Ausnahmeregisseur inszenatorische Muskeln spielen und empfiehlt sich auch künftig für höher budgetierte Projekte, während The Northman, zuvor mit rund 60 Millionen US-Dollar veranschlagt, durch Corona-Restriktionen letztlich auf etwa 90 Millionen hochgetrieben, bisher noch die (ruhmreiche) Ausnahme darstellt. Schlussendlich ist die größte Stärke hier aber, dass sich Optik und Inszenierung, Schauspieltalent und übergeordnete Vision zu etwas vereinen, das größer ist als die Summe seiner Teile und damit ein geradezu klassisches Racheepos ergibt, das in seiner kompromisslosen und eindringlichen Art locker das Zeug zum Genre-Klassiker haben dürfte, den man sich noch in Jahren schwärmend gegenseitig empfiehlt (so man nicht zu denen gehört, die sich etwas ganz anderes erwartet haben und deshalb mit diesem Nordmann so gar nichts anzufangen weiß, was ich nicht hoffen will).

Fazit & Wertung:

Robert Eggers liefert mit The Northman wohl einen der authentischsten und gleichermaßen kompromisslosesten Wikingerfilme überhaupt ab und bedient sich der klassischen altdänischen Sage, die schon Shakespeares Hamlet inspiriert hat, um die Geschichte in einem gänzlich neuen und mythologisch überhöhten Licht erscheinen zu lassen. Inszenatorisch wie dramaturgisch ein klassisches, aber auch blutiges, grimmiges Rache-Epos vor rauer Naturkulisse voll betörender Schönheit.

9 von 10 geflüsterten Racheschwüren

The Northman

  • Geflüsterte Racheschwüre - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Robert Eggers liefert mit The Northman wohl einen der authentischsten und gleichermaßen kompromisslosesten Wikingerfilme überhaupt ab und bedient sich der klassischen altdänischen Sage, die schon Shakespeares Hamlet inspiriert hat, um die Geschichte in einem gänzlich neuen und mythologisch überhöhten Licht erscheinen zu lassen. Inszenatorisch wie dramaturgisch ein klassisches, aber auch blutiges, grimmiges Rache-Epos vor rauer Naturkulisse voll betörender Schönheit.

9.0/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

The Northman ist am 07.07.22 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

The post Review: The Northman (Film) appeared first on Medienjournal.





Latest Images